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N I C H T S T U N


Periode Eins des Projektraums
September 2020 bis November 2020

Von Oktober bis November 2020 hat das erste studentische Team der Ludwigstraße 60 ein Programm zum Thema „Nichtstun“ vorbereitet:

Welche Potenziale hat das Nichtstun heute?
Es wurde sich auf die Suche nach neuen Formen von Produktivität begeben. Wir untersuchten den Weg und nicht das Ziel, versuchten anstatt zu tun mal zu lassen. Aufbauend auf einer theoretischen Auseinandersetzung, die wir uns durch gemeinsames Lesen erarbeiteten, planten wir ein fächerübergreifendes Programm bestehend aus einer Ausstellung, Workshops, Vorträgen und Filmabenden mit HBK-internen aber auch externen.


Nachfolgend das Programm:

Ausstellung Nichtstun

29. 10. 2020 bis 01. 11. 2020 
Mit Arbeiten von Jonathan Maus
und Juho Lee


In den Arbeiten von Jonathan Maus und Juho Lee, beide Studierende von Eric Lanz der HBKsaar, spiegelte sich die Mehrdeutigkeit vom Verwenden des Körpers als Material wider. Einerseits muss man fast nichts dafür tun, um dieses Material aufzubringen, denn es steht von Natur aus immer zur Verfügung. Andererseits stehen die Arbeiten sinnbildlich für die bedingungslose Selbstausbeutung von Künstler*innen im Kunstsystem.

Nichtstun 

Juho Lee

    ca. 120 Minten, ca. 165 Minuten und ca. 135 Minuten


Ich (habe/werde) nichts (dafür getan/ damit tun) 
Jonathan Maus

    Aktion = (ja/nein)
    Präsenz = (ja/nein)
    Einsatz = (Körper/Konzept)




Viele Künstler*innen sehen ihr bewusstes Nicht-Produzieren als „Ausflucht aus (…) den Zwängen des kapitalistischen Kunstsystems.“ (a:S.50) Doch wenn man als Künstler*in keine Bekanntheit genießt, kann man es sich finanziell WIRKLICH leisten, nicht zu produzieren oder mal zu faulenzen?













“Das Nichtstun und das Nicht-Machen [treten] weniger als Gegensatz und Negation des Tuns und des Machens auf, als vielmehr ein ‘spezifischer Modus des Handelns’ (...), mithin als Variante von Tun und Machen.“

(a:S.51)





















„Passivität ist notwendig für ein Tun, das sich nicht in der Verwirklichung bereits vorgezeichneter Möglichkeiten erschöpft“

(b:S.31)



Open Call zum Thema Nichtstun


Die Idee war es Anfang Dezember eine zweite Ausstellung zum Thema Nichtstun zu organisieren und den theoretischen Input in den Wochen davor als Möglichkeit für eine breitgefächerte künstlerische Auseinandersetzung zu nutzen. Der Open Call wurde leider aufgrund des Lockdown-lights abgesagt.

Filmabend


Zusammen mit Pina Beres, Filmstudentin bei Sung-Hyung Cho an der HBKsaar, wollten wir einen Film zum Thema „Nichtstun“ ansehen und anschließend darüber diskutieren. Der Film „Rapado“ (Martin Rejtman, 1996) handelt von einem Jugendlichen, der sich durch Buenos Aires treiben lässt und von dem Gedanken frei macht, alles in der Hand haben zu müssen. In seinem Nichtstun steckt eine tiefe Gelassenheit und Spontanität. Der Filmabend mit Pina Beres wurde leider aufgrund des Lockdown-lights abgesagt.

Vortrag

von Prof. Dr. Friedrich von Borries
10. November 19 Uhr online

Wie sähe ein folgenloses Leben aus?
Wie würde sich der Alltag konkret gestalten lassen?
Was bedeutet das für Kunst und Design?
Diese Fragen stellt die „Schule der Folgenlosigkeit. Übungen für ein anderes Leben”, ein künstlerisch-diskursives Projekt, wovon uns Prof. Dr. Friedrich von Borries erzählte.

Dr. Friedrich von Borries ist Architekt und Professor für Designtheorie an der HFBK Hamburg und agiert in den Grenzbereichen zwischen Architektur, Design und Kunst. Dabei steht das Verhältnis von Gestaltung und gesellschaftlicher Entwicklung im Mittelpunkt seiner Arbeit.

“infans”

Jana Jess & Havan Al-Sindy

Wir haben die Künstlerinnen Jana Jess und Havin Al-Sindy eingeladen ein partizipatives Projekt zu entwickeln, was die Anwohner*innen der Ludwigstraße 60 miteinbeziehen sollte. Die Zusammenarbeit wird in der jetzigen Periode nachgeholt. Jana Jess und Havin Al-Sindy sind Studierende von Gregor Schneider an der Kunstakademie Düsseldorf. Leider wurde die Veranstaltung aufgrund des Lockdown-lights abgesagt. Mehr Infos zu Havan Al-Sindy hier.

Filmabend


Tobias Kirschner hat im SS20 seinen Bachelor in Media Arts & Design bei Sung-Hyung Cho an der HBKsaar gemacht. Der episodenhafte, kleine Film „Slacker“ von Richard Linklater (Dazed & Confused, Waking Life, Before Sunrise) setzt sich mit „Slacker(n)“ auseinander. Übersetzt mit Taugenichts oder auch „Nichtstuer“ passt er ideal zum Thema und zeigt uns Linklaters eigenwilligen Ansatz für das Indie-Kino der 90er Jahre. Leider wurde der zweite Filmabend mit Tobias Kirschner aufgrund des Lockdown-lights abgesagt.

Vortrag

von Kathrin Busch
24. November 19 Uhr online

Welche Potenziale hat Passivität und warum ist sie Bestandteil von verantwortungsvollem Handeln?
Kathrin Busch wird uns mit ihrem Vortrag die Elemente einer Philosophie der Passivität näher bringen.

Dr. Kathrin Busch ist Professorin für Designtheorie an der Universität der Künste in Berlin. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt neben der französischen Gegenwartsphilosophie, Ästhetik und Bildtheorie vor allem bei Studien zur Passivität. Gemeinsam mit Helmut Draxler hat sie 2013 die Publikation „Theorien der Passivität” herausgegeben.  

Vortrag

von unfun Studio
1. Dezember 19 Uhr online

unfun hat sich darauf festgelegt sich nicht festzulegen. Das Designstudio erforscht 2020 mit der Kampagne „Micropolitics of Billboards” die eigene Identität und ersetzt das „fun” im Firmennamen kurzerhand durch eine Variable: „un …”

unfun wurde 2011 von Michael Seibert, Simon Niedermeier und Wolfgang Schöffel in Nürnberg gegründet und 2018 durch Cecilia Azcarate erweitert. Der gegenseitige Austausch von Vorstellungen, Fertigkeiten und Erfahrung des Studios mündet in der Arbeit in den Bereichen Typografie, Animation und 3D. unfun arbeitet in Berlin und New York.

Gemeinsam lesen und verstehen

28.10. - 10.12.20
jeden Mittwoch online

In einer kleinen Gruppe lasen wir jede Woche Texte zum Nichtstun, zur Passivität und Faulheit. Die theoretische Auseinandersetzung gab uns Anlass die Inhalte des Programms zu reflektieren und zu diskutieren.

Der Text "Schöpferisches Nichtstun. Faulenzen, Unterlassen und Aussteigen als künstlerische Praktiken” von Lars Blunck (a) veranlasste uns darüber nachzudenken, wer sich das Nichtstun leisten kann.

In “Maintenance Art Manifesto” von Mierle Laderman Ukeles (c) aus dem Philosophie Magazin November / Dezember 2020 unterscheidet die Autorin zwischen „Development“ und „Maintenance“ (Entwicklung & Instandhaltung).

Der Text “Elemente einer Philosophie der Passivität” von Kathrin Busch (b) verortet Passivität im Sinne von „Faulheit, Müdigkeit oder Muße“ abgrenzt und sie eher im Rahmen von „Sensibilität, Schlaflosigkeit und Un-Möglichem”. Im Online Vortrag mit ihr konnten wir unsere Fragen vertiefen.

“Wächter der Nacht” von Millay Hyatt thematisiert Schlaflosigkeit.
Sie stellt die These auf, dass diese die Unfähigkeit darstellt, sich vom Sein zurückzuziehen. „Die Unfähigkeit zu schlafen, (…) entsteht aus einem Mangel an Bewusstsein, an Subjektivität. Das ist auf den ersten Blick überraschend, betrachten wir doch gewöhnlich das Bewusstsein als Gegenpol zum Schlaf. Aber für Levinás ist das Bewusstsein gerade die Möglichkeit, sich vom „hereinstürzenden, unvermeidbaren und anonymen Rauschen des Seins“ zu distanzieren."

Am Ende diesen Text zu lesen, betonte für uns nochmal, wie schwer der Verzicht auf das Tun, ja sogar auf das Sein, in dieser getriebenen Gesellschaft ist.
Sei es nur um zu schlafen.























“Development: pure individual creation; the new; change; progress; advance; excitement; flight or fleeing.

Maintenance: keep the dust off the pure individual creation; preserve the new; sustain the change; protect progress; defend and prolong the advance; renew the excitement; repeat the flight;” 


(c:o.S.)

Team


Kuration 
Donya Bagheri Fard, Laura Fenrich, Isabel Hardtmann, Leonie Scheidt, Rose Vöhringer (v.l.n.r.)


Grafik
Fiona Arenz, Hannes Brischke, Yuanyu Lin, Sebastian Schuster (v.l.n.r.)